Teil 3 - Aktives Fondsmanagement - Sind Fondsmanager ihr Geld wert?

ETF (Exchange -Traded Fund)
bohn-finanz, Finanz- & Versicherungsmakler GmbH
Dienstleistung
Versicherungsmakler
Versicherung
Baufinanzierung
Geldanlage
Thorsten Bohn
Zur Unternehmensseite

Die vermutlich schwierigste Frage, wenn man sich mit dem Vergleich Aktiv und Passiv beschäftigt. Dementsprechend bleibt einem zu dieser Frage eigentlich nur, eine juristische Antwort zu geben wie "Kommt drauf an" oder "Jain". Es gibt Bereiche, in denen sich aktiv gemanagte Fonds sehr schwer tun, eine Mehrrendite gegenüber ihrem Index zu erreichen. Dies ist vor allem in Märkten der Fall, die als sehr transparent und entwickelt gelten. Betroffen sind hiervon hauptsächlich reine Aktienfonds, die sich an einem der großen und bekannten Indizes wie z.B. dem MSCI World, S&P500 oder auch dem EuroStoxx orientieren. In diesem Zusammenhang stellt sich eine wichtige Frage:

#Wie überhaupt richtig vergeichen?

Die Frage erscheint banal… Ist Sie aber nicht! Entscheidend beim Vergleichen, ist die Wahl des richtigen Vergleichsindex. Nehmen wir als Beispiel den aktiv gemanagten Fondsklassiker MainFirst Germany Fund. Der erste Gedanke dürfte sein: Germany = Deutschland, somit muss der Vergleichindex der DAX sein. Schauen wir uns die Wertentwicklung im Chart an:

Wie wir im vorherigen Blogbeitrag (Teil 2 - Kosten & Rendite) erfahren haben, sind in den Wertentwicklungen nach BVI-Methode bereits alle Kosten des Fonds enthalten. Betrachtet man nun den Vergleich zwischen dem MainFirst Germany und dem auf den DAX laufenden ETF, kann man deutlich erkennen, dass der aktive Fonds die Nase vorn hat. Ist der Vergleich fair und richtig? In diesem Fall nein! Der aufgeführte ETF bildet den DAX und somit die 40 (früher 30) größten Unternehmen Deutschlands ab. Beim MainFirst Germany handelt es sich um einen sogenannten "All Cap Deutschland" Fonds. Das bedeutet, dass der Fonds seine Aktien nicht nur aus dem DAX (Large Cap = Große Unternehmen), sondern auch aus dem MDAX (Mid Cap = Mittlere Unternehmen) und auch dem SDAX (Small Cap = Kleinere Unternehmen) aussuchen kann. Dementsprechend wird der Vergleich etwas komplexer (Achtung: Die Farben des Charts haben sich verändert! - MainFirst Germany jetzt grün):

Bezieht man in den Vergleich einen ETF auf den SDAX und den MDAX mit ein, wird das Bild schon etwas aussagekräftiger. Im Vergleich zum MDAX ist die Mehrrendite des aktiven Fonds nicht mehr ganz so extrem. Trotzdem kann man festhalten, dass der MainFirst Germany auch unter Einbezug von SDAX und MDAX immer noch sein Geld wert ist und seit vielen Jahren zurecht zu den besten Deutschland-Fonds gehört. Ist somit der MDAX der richtige Vergleichsindex? Eher nein! Die Wahrheit ist, dass es eigentlich keinen wirklich guten Vergleichsindex gibt. Mein persönliches Urteil… Will man relativ breit in Deutschland investieren und nicht nur die größten Unternehmen berücksichtigen, ist aktives Management durchaus von Vorteil. Möchte ich nur in den DAX und deren 40 Titel investieren, kann man i.d.R. auch auf einen ETF zurückgreifen. In diesem Zusammenhang sollten wir über "Indexschmuser" sprechen.

#Was sind Indexschmuser?

#Was sind Indexschmuser?

So werden aktiv gemanagte Fonds genannt, die sich sehr stark an ihrem Vergleichsindex orientieren. Das Dilemma für den Fondsmanager ist, dass er immer mit dem jeweiligen Index und dessen Performance verglichen wird. Weicht er mit seinem Fonds zu stark vom Index ab, läuft er Gefahr den Anschluss zu verlieren. Weicht er zu wenig vom Index ab, kann er keine Outperformance (also Mehrrendite) gegenüber dem Index generieren. Zudem ist es so, dass Fondsmanager durch Ihre Recherchen auf einen gewissen Informationsvorsprung setzen. Wenn sie etwas wissen, was der Markt noch nicht weiß, kann günstig eingekauft werden. Sobald die breite Masse an Anlegern diese Information ebenfalls erhält, kauft auch diese die entsprechende Aktie. In Folge der erhöhten Nachfrage steigt der Preis. Einen solchen Informationsvorsprung in bekannten, transparenten und effizienten Märkten durch Recherche zu erhalten ist sehr schwierig, da sich Nachrichten z.B. über das Internet extrem schnell verbreiten und somit Jedermann zur Verfügung stehen. Somit würde ich behaupten, dass Indexschmuser kein Mensch wirklich braucht. ETFs bilden den Index eins zu eins ab. Ein Fonds der nur leicht von diesem Index abweicht, kann häufig die Mehrkosten eines aktiven Managers nicht durch mehr Rendite kompensieren. Kurzum… ein aktiver Fondsmanager muss sich gerade in bekannten und somit auch transparenten Märkten vom Index entfernen um eine Mehrrendite zu erwirtschaften.

#Auch richtig - ETFs schlagen ihren VergleichsIndex nie!

#Auch richtig - ETFs schlagen ihren VergleichsIndex nie!

Es gehört auch zur Wahrheit, dass ETFs Ihren Vergleichindex nie schlagen! Der jeweilige ETF investiert immer 1zu1 in die einzelnen Aktien seines Vergleichsindex. Dementsprechend ist die Rendite vor Kosten nahezu gleich. Auch wenn nur geringe Kosten anfallen, müssen diese in Abzug gebracht werden, so dass der ETF seinen Vergleichsindex nie schlagen kann.

#Was bedeutet sich vom Index entfernen?

#Was bedeutet sich vom Index entfernen?

Ganz einfach… Man muss anders anlegen als der Index. Ein Beispiel hierfür könnte ein Blick auf den MSCI World liefern. Der MSCI World wird häufig als globaler Aktienindex angesehen. Dies ist so allerdings nur bedingt richtig. Obwohl der MSCI World rund 1600 Aktientitel beherbergt, ist er nicht so richtig global. Ein paar Fakten (Stand 27.11.2021):
 

  • Im MSCI World sind nur Aktien von etablierten Industriestaaten enthalten. Der größte Teil Asiens, ganz Südamerika und auch Afrika spielen beim MSCI World keine Rolle.
  • 67,50% der Portfolios entfallen auf die USA
  • Die 6 größten Titel im MSCI World sind Apple, Microsoft, Amazon, Facebook (oder bald Meta), Alphabeth (Google) und Tesla. Diese Unternehmen machen gut 15% der Gesamtinvestition aus.

Man kann sich somit Gedanken machen, ob man vielleicht auch in Wachstumsmärkte wie z.B. China oder Indien investieren möchte. Eventuell macht es auch Sinn, nicht ganz so viel in die USA und mehr in Europa zu investieren. Es könnte auch sein, dass die großen Technologiefirmen mittlerweile weniger Potential haben als kleinere Startups. Vielleicht sind auch die Aktienmärkte schon etwas "heiß" gelaufen. Dann macht es möglicherweise Sinn, auch etwas Geld in Anleihen, Rohstoffe, Edelmetalle oder gar in Kryptowährungen zu investieren. Wenn Kryptowährungen, dann Bitcoin oder vielleicht eher Ethereum? Am Ende geht es auch noch um die Frage: Wieviel von allem...

#Wo macht aktives Management Sinn?

#Wo macht aktives Management Sinn?

Immer dann, wenn man anders anlegen möchte als es z.B. ein Index tut. Die Gründe hierfür können vielseitig sein. Die wichtigsten Ansätze  und sinnvolle Einsatzgebiete für aktives Management habe ich samt Beispiele nachstehend aufgeführt:

Mehr Rendite erwirtschaften als ein Index
Ein schönes Beispiel für einen Fonds, der schon lange vieles anders macht als nahezu jeder Index ist ACATIS Datini Valueflex. Es handelt sich hierbei um einen sogenannten Mischfonds. Doch wo weicht dieser beispielshalber vom MSCI World ab? Kurze Antwort… Fast überall!

  • Er kauft neben Aktien auch Anleihen, Rohstoffe, Zertifikate und sogar Kryptowährungen (deswegen Mischfonds)
  • Er investiert nicht nur in Industriestaaten sondern in nahezu allen Ländern der Welt
  • Er wählt zudem recht kompromisslos spezielle Branchen wie z.B. den Gesundheitsmarkt und die Informationstechnologie aus, die nach Ansicht des Fondsmanagers (Hendrik Leber) mehr Potential haben als der Gesamtmarkt.

 

Weniger Kurs-Schwankung in Kauf nehmen als der Index

Dies sind meist Fonds, die mit einem "vermögensverwaltenden Ansatz" versehen sind. Diese Fonds haben i.d.R. keinen richtig gut passenden Vergleichsindex. Dies liegt daran, dass meist nicht nur in Aktien investiert wird, sondern auch in Anlagen die weniger Risiko bergen oder dem Aktienrisiko sogar entgegenwirken. Entscheidend wird das, wenn es an den Börsen mal "stürmischer" wird. Der Fondsmanager hat hier innerhalb vorgegebener Bandbreiten die Möglichkeit, unterschiedliche Anlagen zu berücksichtigen. Die Aufteilung kann sich hierbei stetig ändern. Einer der bekanntesten Vermögensverwalter dürfte Flossbach von Storch sein. Mit seinem Flaggschiff Multiple Opportunities kann er in einem Bereich von 25-100% in Aktien investieren. Zudem kommen Staats-, Unternehmens- und auch Wandelanleihen zum Einsatz. Eine zusätzliche Spezialität des Fonds ist, dass er Gold als Absicherung mit bis zu 25% Anteil berücksichtigen kann. Vermögensverwaltende Ansätze setzen oftmals den Fokus auf Vermeidung/Reduzierung von Risiken (Schwankungen) und erst im zweiten Step auf Optimierung der Rendite. Dies wird am nachstehenden Chart deutlich:

In Aufwärtstrends konnte der ETF auf den MSCI World mehr Rendite erwirtschaften. Im Gegenzug konnte der aktive Fonds in Crash-Phasen mit seinem Risikomanagement glänzen. Sowohl in der Finanzkrise (2008) als auch im Corona-Crash (2020) wird deutlich, dass der Vermögensverwalter deutlich weniger "verloren" hat und somit auch weniger aufholen musste.  Dabei hat dieser Fonds über 10 Jahre rückwirkend immerhin auch 8,72% pro Jahr erwirtschaftet. Vermögensverwaltungen waren früher oftmals nur Großanlegern zugänglich. Mit vermögensverwaltenden Fonds haben auch "Otto-Normal-Anleger" die Möglichkeit von solchen Strategien zu profitieren.

#Weitere gute Anwendungsfelder für aktive Fonds

#Weitere gute Anwendungsfelder für aktive Fonds

Weitere gute Anwendungsbereiche für aktive Fonds sind intransparente Märkte. Ein Beispiel hierfür ist z.B. der asiatische Markt und im Speziellen China. Durch die Staatsform Chinas und die teilweise bestehende Zensur von Informationen kann es dienlich sein, den Markt zu kennen. Daneben bietet sich aktives Management auch für begrenzt handelbare Märkte an. Als Beispiel könnte man hierfür sogenannte Frontier Markets nennen. Dies sind Märkte, die sich noch in der Entwicklung befinden und daher oftmals sehr inliquide und nur begrenzt zugänglich sind.

Für Fonds die gewisse Spezialthemen wie z.B. Nachhaltigkeit verfolgen und aufgreifen, kann ein aktives Management ebenfalls sehr gut sein. Ein Blick hinter die Kulissen kann in diesem Bereich den Vorteil haben, dass sogenanntes "Greenwashing" (=sich "grüner" oder "nachhaltiger" darzustellen, als man wirklich ist) enttarnt werden kann. Auch Beteiligungen an Firmen, die ungewünschte Produkte (z.B. Waffen) herstellen, lassen sich so besser bewerten, ausschließen oder auch begrenzen. Weitere Themen, bei denen sich ein Blick auf aktives Management lohnen kann sind u.a. auch Rohstoffe, Immobilien und auch REITs (=Immobilienaktien).

#Fazit

#Fazit

Die Frage, ob aktive Fonds ihr Geld wert sind, lässt sich pauschal nicht beantworten. Es gibt Anwendungsfelder in den aktive Fonds definitiv einen Mehrwert bringen. Gerade in der Vermögensverwaltung und auch in Spezialthemen könnten aktive Fonds ihre Stärken ausspielen. Im Gegenzug gibt es auch Bereiche, in denen aktive Fonds mittlerweile definitiv überholt sind. Dies trifft vor allem auf Indexschmuser zu, die sich ohnehin sehr nahe an einem Index bewegen. Wer sich sehr tief in die Materie einarbeiten will, kann sich mit ETFs bestimmt ein schönes Portfolio zusammenstellen. Wer jedoch eher ein "Sorglospaket" haben möchte um das sich gekümmert wird, kann auch in aktiven Fonds sehr gute Lösungen finden. Frei nach John Ruskin (Gesetz der Wirtschaft) muss am Ende die Anlageform zum jeweiligen Anleger passen. Wer sich hierbei nur am Preis orientiert, kann auch schnell Schiffbruch erleiden, weil die Anlage die gewünschte Eigenschaft nicht erfüllt.Im nächsten Blog-Beitrag der ETF-Serie, gehe ich auf die Frage ein, warum Fans des passiven Anlegens davon sprechen, dass aktives Fondsmanagement "unwissenschaftlich" ist.

Wichtiger Hinweis: Die aufgezeigten Investmentstrategien und Fonds stellen keine Kaufempfehlung dar. Sie dienen maßgeblich als Beispiele und Illustration der aufgezeigten Themen. Bitte auch immer beachten, dass Entwicklungen der Vergangenheit kein Garant für Entwicklungen der Zukunft darstellen. Ich empfehle daher immer, eine Anlage mit einem qualifizierten und erfahrenen Berater zu besprechen.